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So muß es ferner als Vermittlerin auftreten zwischen dem ungeheure
Mengen von Rohstoffen produzierenden Osten und dem konsumierenden
industriereichen Westen Europas.
Naturgemäß erwächst dem Reiche aus diesem »wechselseitigen Er-
gänzungsbedürfnis« großer Gewinn.
Welche ftröfse hat das Reich, und wieviel Einwohner
besitzt es?
In Europa nimmt Deutschland hinsichtlich der Größe die
dritte Stelle ein; denn es wird mit seinen etwa 540 000 qkm
nur von Rußland und Österreich-Ungarn übertroffen. Bezüg-
lich seiner absoluten Bevölkerungszahl steht es unter den
Staaten der Erde an fünfter Stelle.
Nach den neusten Ermittlungen zählt China 426, Britisch-
indien 294, Rußland 128, die Union 73 und das deutsche Reich
56 Millionen Einwohner. Die Volksdichte Deutschlands be-
trägt 104.
An Großstädten findet man in England 40, Union 38,
Deutschland 33, Rußland 19 und in Frankreich 15.
Einheitszeit.
Alle Orte der Erde, für die die Sonne zur selben Zeit
ihren höchsten Stand erreicht (kulminiert), liegen auf derselben
Mittagslinie, d. h. sie haben die gleiche Ortszeit.
Die Sonne legt nun ihren scheinbaren Kreislauf von 360°
in 24 Stunden zurück, demnach 15° in 1 Stunde und Io in
4 Minuten, d. h. der Ortszeitunterschied zwischen zwei neben-
einanderliegenden Mittagslinien beträgt 4 Minuten. Da nun
der westlichste und der östlichste Ort Deutschlands 17° von-
einander entfernt sind, so entsteht für beide ein Zeitunterschied
von 17 X 4 = 68 Minuten.
Dieser Unterschied verursachte in unserer Zeit des stetig
wachsenden Eisenbahnverkehrs mancherlei Unannehmlichkeiten,
ja sogar erhebliche Gefahren für das reisende Publikum sowohl,
als auch für die Beamten der Eisenbahn.
Um diesem Übelstande abzuhelfen, hat die Reichsregierung
die Zeit des 15. Längengrades, der Stargard und Görlitz schneidet,
als die im Reiche allein gültige festgesetzt. (1. April 1893.)
Alle Uhren im Eisenbahnbetriebe müssen nach dieser Zeit
reguliert werden.
Sie führt den Namen Mitteleuropäische Zeit (M. E. Z.),
weil die Staaten Mitteleuropas: Deutschland, Österreich-Ungarn,
Schweden sie angenommen haben und Italien, die Schweiz und
Dänemark sich ebenfalls anschließen werden.
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Europa Deutschland China Deutschlands England Deutschland Rußland Frankreich Deutschlands Stargard Mitteleuropas Deutschland Schweden Italien
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Handwerkerstandes ein Ende bereitet habe, dürfte nicht richtig sein.
Das Beste, was die alte Zeit den Handwerkern bieten konnte, war
eine bescheiden auskömmliche Existenz, Sicherung gegen Erwerbs-
losigkeit und gegen das Unterdrücktwerden durch ihresgleichen. Die
Handwerker der alten Zeit verkehrten direkt mit den Kunden,
arbeiteten in stiller Zeit aus Borrat und bezogen damit dieblärkte;
sie standen in der Zunft fest zusammen, wenn es galt, eine neue
Bewerbung ums Bleisterrecht scheitern zu machen, einen Störer zu
verfolgen oder einen Übergriff von seiten eines Nachbarhandwerks
abzuwehren, waren aber gegeneinander vom kleinlichsten Handwerks-
neide erfüllt und machten Gerichten und Verwaltungsbehörden viel
zu schaffen.
Die alte Gewerbeverfassung, der Zunftzwang, wurde bereits zur
Zeit Napoleons mehrfach gemildert; abgeschafft wurde sie in den
meisten Teilen Deutschlands erst in den sechziger Zähren, in Sachsen
z. B. 1861. An ihre Stelle trat die Gewerbefreiheit. Zedermann
durfte nunmehr jedes Gewerbe an jedem Orte in jeder beliebigen
Ausdehnung betreiben. Zeder Gewerbetreibende konnte nach jedem
Orte seine Erzeugnisse absetzen und mußte in seinem A)ohnorte jede
fremde Konkurrenz dulden. Es fielen die Schranken zwischen den
einzelnen Gewerben hinweg; jeder konnte das erzeugen, was ihm
Vorteil brachte. Dazu kan: die Einführung der Blafchine in das
Gewerbe und die vollständige Veränderung der volkswirtschaftlichen
Bedarfsgestaltung. Welches waren die Folgen dieses neuen Zu-
standes für das Handwerk?
Auf der einen Seite ist den Tüchtigeren unter den Handwerkern
die Bahn zum Emporkominen eröffnet worden. Tausende von Hand-
werkern sind in den letzten beiden Blenschenaltern zu großen Fabri-
kanten oder kleinkapitalistischen Unternehmern geworden. (Karl
Krause, Aich. Hartmann u. a.) Auf der anderen Seite freilich ist
die Zahl derjenigen, die nicht emporgekommen, sondern stehen ge-
blieben und auf die Stufe von Flickmeistern und Heimarbeitern
heruntergedrückt worden oder zu Fabrikarbeitern geworden sind, noch
viel größer. Ganze, früher handwerksmäßig betriebene Erwerbszweige
sind dem Untergange nahe oder doch dem Handwerke als Betriebs-
form verloren gegangen. Andere kämpfen noch um ihre Existenz.
Ein mächtiger Umbildungsvorgang hat hier j)latz gegriffen. Diesen
kennen zu lernen, seinen Erscheinungsformen und Ursachen nachzu-
gehen, ist für den unerläßlich, der in diesem Kampfe der angegriffene
Teil ist. Wer also später einmal eine gesicherte Stellung im Hand-
werke finden will, muß sich mit dem gegenwärtigen Entwicklungs-
stände des Handwerks vertraut machen, und das geschieht am besten,
wenn man sich überlegt, wie sich der gegenwärtige Zustand nach und
nach entwickelt hat.
Wir denken zunächst einmal an den Uhrmacher. Zn früherer
Zeit arbeitete der Uhrmacher auf Bestellung oder auf Vorrat seine
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Zedermann Karl
Krause Karl Hartmann